Weiter geht’s in China!

Nach drei Wochen Pause in Taiwan war es Zeit, wieder in die Sättel zu steigen! Wir holten unsere Fahrräder in Dongguan ab und radelten los in Richtung Norden. Dort erwarteten uns das hügelige Hinterland Guangdongs und die nächste Provinz: Hunan.

Dongguan – Hengyang | 18.02.2025 – 05.03.2025 | 653,3 km | 4870 hm

Wir genossen die drei Wochen Ferien und das Wiedersehen mit unseren Familien sehr. Eine Woche verbrachten wir in Taichung, Vivis Heimatstadt. Danach machten wir einen Ausflug an den Sonne-Mond-See und an die Ostküste Taiwans. Ausserdem machten wir mit meinen Eltern einen Abstecher nach Macau und wir brachten sie nach Kaiping, um dort die Diaolou zu besichtigen. Hier ein kleiner Rückblick:

Nach dem Abschied in Zhuhai nahmen wir ein Taxi für fast drei Stunden nach Dongguan, zurück zu unseren Fahrrädern. Dort konnten wir wieder zwei Nächte gratis übernachten und unsere Ausrüstung bereit machen. Wir hatten einige neue Ausrüstungsgegenstände im Gepäck und der Platz war in den Taschen ziemlich knapp… Am 18. Februar beluden wir unsere Fahrräder und fuhren die ersten Kilometer auf der zweiten Etappe unserer Reise: Die Durchquerung Chinas. Vor uns liegen rund 5000 Kilometer bis zur kasachischen Grenze – ob wir die gesamte Strecke fahren oder sogar noch einen Umweg in die Mongolei machen, ist allerdings noch unklar. Es hängt vor allem davon ab, ob und wie lange ich mein Visum verlängern kann.

Der erste Tag auf dem Rad war relativ kurz, da wir uns wieder an die Sättel gewöhnen mussten. Es fühlte sich aber sehr gut an, wieder unterwegs zu sein. Wir genossen an den ersten zwei Tagen sommerliche Temperaturen von fast 30 Grad und es fühlte sich an, als ob der Frühling schon auf seinem Höhepunkt war. Überall blühten wunderschöne Blumen. Die Chinesen verstehen es, ihre Strassen zu begrünen und meistens sind sie mit schönen Bäumen oder eben Blumen gesäumt. Am zweiten Tag verliessen wir das urbane Gebiet des Perlfluss-Deltas und wir gelangten in ländlichere Gebiete, was uns sehr gefiel. Unterwegs sahen wir auch ein sogenanntes Nagelhaus: Ein Haus, dessen Besitzer sich weigern, es zu verkaufen. So wurde die Strasse einfach um das Haus herum gebaut…

Das Haus steht mitten auf der Strasse, links und rechts davon rauscht der Verkehr daran vorbei…

Am dritten Tag gelangten wir in das hügelige Hinterland Guangdongs, bekannt für seine heissen Quellen. Für uns bedeutete es aber, dass wir schon wieder kräftig in die Pedale treten mussten. Ausserdem war es windig und vom schönen Frühlingswetter keine Spur mehr. Gegen Mittag trafen wir auf eine wüste Unfallszene: Ein Lastwagen ist voll in einen am Strassenrand stehenden LKW gekracht. Das einzige Restaurant weit und breit war direkt neben dem Unfallort, so dass wir etwas unfreiwillig während dem Essen die ganze Bergungsaktion beobachten konnten. Fotos haben wir aber selbstverständlich keine gemacht, anders als viele Schaulustige. Die Feuerwehr musste den Fahrer aus der Kabine schneiden, sicher eine Stunde hat es gedauert. Wir waren erleichtert zu sehen, dass der Fahrer nur leicht verletzt zu sein schien. Eigentlich ein Wunder, dass er überlebt hat, denn die Kabine war vollkommen zerquetscht.

Wir konnten unterwegs immer wieder längere Abfahrten geniessen, was eine schöne Belohnung war für die strengen Anstiege. Auch die nächsten zwei Tage überwanden wir viele Hügel und fuhren durch malerische ländliche Gebiete. Leider war es sehr kalt und windig und zwischendurch gab es sogar ein paar Tropfen Regen. In Qujiang, einem südlichen Distrikt der Stadt Shaoguan, machten wir mit einem Taxi einen Ausflug in den berühmten Nanhua-Tempel, bevor wir die nur 17km nach Shaoguan-Downtown radelten und dort für zwei Tage Pause einlegten.

In Shaoguan machten wir am ersten Tag eine Pause, am zweiten Tag einen Ausflug in die (zumindest in China) berühmten Danxia-Berge. Leider begann es nach der einstündigen Busfahrt zu regnen, und wir entschieden, die 100 Yuan Eintritt pro Person nicht zu bezahlen. Wir machten somit nur einen kleinen Marsch durch das Gebiet, welches ohne Ticket besuchbar war. Es war trotz Regen sehr schön und es gab kaum Leute.

Weiter ging es bei miserablem Wetter nach Lechang. Die Fahrt war wenig ereignisreich, es war einfach kalt und regnerisch. Von Lechang aus fuhren wir am nächsten Tag nach Pingshi. Am Morgen war es kalt und neblig, es hatte die ganze Nacht geregnet. Wir fuhren dem Wu-Fluss entlang in ein schönes Tal. Nachdem wir den Fluss überquert hatten, führte eine steile Strasse hoch zu einem Staudamm. Danach folgten wir der sehr kurvigen Strasse auf und ab dem Stausee entlang. Es erinnerte uns ein bisschen an den Nam Theun-Stausee in Laos. Es war sehr schön und es gab kaum Verkehr. Kurz vor der Hälfte der Strecke kam ein sehr strenger Anstieg den Berg hoch. Ein paar Bauarbeiter hatten richtig Mitleid mit uns: „Was, nicht mal ein E-Bike? So hart!“ Es war hart, aber oben angekommen erwartete uns plötzlich die Sonne und es wurde richtig warm. So machte die Abfahrt und die weitere Fahrt entlang des Sees richtig Spass. Unterwegs machten wir uns Instant-Nudeln, das heisse Wasser hatten wir am Morgen im Hotel gemacht und in der Thermoskanne mitgebracht. Abends kamen wir müde in Pingshi an, eine Stadt umgeben von eindrücklichen Felsen.

Am nächsten Tag hatten wir beide Muskelkater, am Vortag hatten wir zum ersten Mal auf der Reise an einem Tag über 1000 Höhenmeter überwunden. So fuhren wir nur 25km in die nächste Stadt. Unterwegs überquerten wir die Grenze von Guangdong in die Provinz Hunan. Hunan ist etwa so gross wie Belarus, hat aber mit 66 Millionen Menschen deutlich mehr Einwohner. Es ist eine sehr fruchtbare Region, weshalb dort viel Reis angebaut wird. Hunan ist auch berühmt für seine scharfe Xiang-Küche, eine der acht grossen Regionalküchen Chinas. Neben den vielen Touristenattraktionen wie zum Beispiel das Dorf Fenghuang oder die Landschaft Zhangjiajie, welche Vivi und ich 2019 schon besucht haben, ist Hunan ausserdem in China sehr bekannt, weil Mao Zedong dort geboren wurde. Er hatte einen starken Hunan-Akzent und es war für die Bevölkerung manchmal schwierig, ihn zu verstehen. Auch wir – sogar Vivi als Muttersprachlerin – hatten oft Mühe, die Leute zu verstehen!

Lebensgrosse Mao-Statue in der Hotellobby

Wir fuhren von dort aus in die Grossstadt Chenzhou, der Fahrradcomputer zeigte über 30 Grad an. Chenzhou war eine sehr spezielle Stadt. Der Verkehr ähnelte dem in Vietnam und es hatte auffällig viele junge Leute in den Strassen. Am Abend besuchten wir ein Quartier, welches im Stil einer alten Chinesischen Stadt gebaut wurde. Viele Leute, viel Kitsch …
Am nächsten Tag fuhren wir wieder bei schönstem Wetter – das Thermometer im Computer kletterte bis auf 39 Grad – über 80km nach Leiyang. Überall gab es knallgelbe Rapsfelder. Auch die Leute waren sehr interessiert, mehrmals am Tag wurden wir angesprochen und ausgefragt, wo denn die Reise hingehe. Leider war ein grosser Wetterumschwung angekündigt und wir mussten die warmen Kleider wieder hervor nehmen…Am nächsten Tag war das Wetter gar so mies, dass wir einen Pausentag einlegten. Unsere Beine dankten es uns, denn die vielen Höhenmeter der vergangenen Tage spürten wir!

Leider war der Wetterbericht für die kommenden Tage ganz schlecht. Während wir vor dem Pausentag 39 Grad auf dem Fahrradcomputer sahen, zeigte er bei der Weiterfahrt nur noch 2 Grad… Wenigstens konnten wir am Morgen noch ohne Regen fahren, aber wir hatten zum ersten Mal die Winterhandschuhe im Einsatz. Nach etwa einer Stunde Fahrt begann es dann auch noch mit Regen, und wir waren voll in die Regenmontur eingehüllt. So blieben wir auch trocken und warm, einzig die dickeren Socken hätten wir gut vertragen können. An diesem Tag fuhren wir nach Hengyang, die zweitgrösste Stadt Hunans. Eigentlich wäre das Ziel gewesen, bis nach Changsha durchzuziehen, bevor wir nochmals einen Pausentag einlegen, aber als wir in Hengyang am Morgen aus dem Fenster sahen, entschlossen wir uns, die Pause bereits dort einzulegen. Es regnete in Strömen und das Thermometer zeigte nur 3 Grad an…

2 Gedanken zu „Weiter geht’s in China!“

  1. Hallo Zäme! Vielen Dank für den ausführlichen , sehr interessanten Bericht. Wir wünschen Euch weiter viel Spass am Velofahren und etwas besseres Wetter. Bei uns wird es langsam Frühling, mit vielen Schneeglöggli im Garten. Liebe Grüsse aus der Schweiz Hans und Vreni

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