Nach einem Monat radeln ohne Regen kündigte sich langsam der Nordost-Monsun über dem Golf von Thailand an und das Wetter wurde launischer. Wir wollten deshalb so schnell wie möglich die Malaiische Halbinsel verlassen, ohne unterwegs ein paar spektakuläre Sehenswürdigkeiten auszulassen!
Surat Thani – Ayutthaya | 11.10.24 – 27.10.24 | 797,40 km | 2160 hm
Als nächstes Etappenziel haben wir uns Ayutthaya ausgesucht. Die uralte Stadt und das Zentrum eines vergangenen Reiches habe ich schon auf meiner ersten Reise in Thailand besucht und als sehr eindrücklich in Erinnerung. Unsere Idee war auch, Bangkok zu umfahren und dann von Ayutthaya aus als letzte Etappe in Thailand ostwärts über die Khorat-Hochebene Richtung Laos zu fahren.
Von Surat Thani aus radelten wir gegen den Isthmus von Kra, wo mit nur 44km von der Andamanensee bis zum Golf von Thailand die engste Stelle der Malaiischen Halbinsel ist. Langsam aber sicher kündigte sich der Nordost-Monsun an und es regnete häufiger und heftig. Die Luft war nach den Regengüssen schön frisch und vor allem genossen wir die angenehmen Temperaturen. Da es immer noch warm war, machte es auch nichts, wenn wir nass wurden und wir verzichteten oft auf die Regenkleidung. Die Landschaft war sehr schön und wir hatten viele Strassen zur Auswahl. Sehr schön war der Grand Canyon Tha Chang und bot tolle Foto-Motive.
Leider hatten wir beide in Surat Thani schlecht geschlafen. Guter Schlaf ist extrem wichtig und wirkt sich stark auf die Performance und den Spass am nächsten Fahrtag aus. Somit fielen die nächsten zwei Tage eher kurz aus, da wir einfach nicht auf Touren kamen. Im herzigen Dorf Lamae wachten wir zudem zu Regen und Gewitter auf, so dass wir spontan einen Pausentag einlegten. Das Guesthouse (Lamae Hotel) war auf Komoot – unserer Navigationsapp – als Geheimtip eingezeichnet und war tatsächlich ein Highlight, weshalb eine Pause dort auch Sinn machte.
Von Lamae aus ging es weiter nach Norden und wir folgten mal der Bahntrasse, mal der Hauptstrasse und zwischendurch radelten wir dem Meer entlang. Dieser Teil der Etappe war sehr abwechslungsreich und es gab viel zu bestaunen – so fuhren wir zum Beispiel mehrmals täglich an wunderschönen Wats (Tempeln) vorbei, Fotos machten wir aber nur wenige.
Wir machten Halt in Sawi, in einem Resort an der Hauptstrasse, danach in Pathio nur wenige Meter vom Strand entfernt. Leider regnete es dort nach unserer Ankunft, so dass der Spaziergang am Strand ausblieb. Ein Resort meint in Thailand übrigens eine Unterkunft, welche stunden- oder nachtweise gebucht werden kann, häufig im Stil von Bungalows oder wie ein Motel. Sie sind meistens recht günstig und es gibt sie auch in den kleinsten Dörfern, weshalb sie für uns eine praktische Unterkunftsmöglichkeit waren.
Die nächste Tour mussten wir etwas kürzen, da wir beide die Beine spürten und die geplanten 80km am Tag nicht realistisch erschienen. So fuhren wir eine sehr abwechslungsreiche und schöne Tour durch die Hügel der Provinz Chumphon mit einem Abstecher ans Meer. Da fanden wir das erste Mal seit Singapur einen Radweg!
Was in Thailand etwas nervig ist, sind die vielen Hunde, die Radfahrenden nicht sehr freundlich gestimmt sind. Wir trafen zwei Arten von Hunden an: Die Strassenhunde und diejenigen, die zu einem Haus gehörten. Die Strassenhunde waren überraschenderweise viel angenehmer und machten sich meistens aus dem Staub, wenn wir in Sichtweite waren. Ausnahme waren Rudel: Sobald einer begann zu kläffen, begannen die anderen auch jagten uns hinterher. Meistens verloren sie aber schnell das Interesse an uns und gingen zurück in den nächsten Schatten. Die Wachhunde hingegen kläfften fast ausnahmslos und jagten uns hinterher, bis wir ihr Revier verlassen hatten. Dies wurde mit der Zeit recht nervig, denn vielerorts waren die Tore zu den Häusern offen und die Hunde sprangen teilweise ohne Vorwarnung auf die Strasse. Hier half nur, sofort anzuhalten und die Hunde in verschiedenen Sprachen anzuschreien, dass sie gefälligst abzuhauen haben.
Als wir am Abend in Pathio in unser Guesthouse eincheckten, hielt mir die Dame an der Reception Google Translate entgegen:
Bitte in der Nacht die Schuhe ins Zimmer nehmen, sonst werden sie vom Hund gegessen.
Am nächsten Abend hielten wir nach einer sehr abwechslungsreichen Tour in der Stadt Thap Sakae und hatten dort ein super Hotel mit einem guten Restaurant vis-a-vis. Auch bei diesem Check-In wurden wir darauf hingewiesen, die Schuhe ins Zimmer zu nehmen. Als wir gerade beim Nachtessen waren, sahen wir zwei Hunde mit einem Schuh im Mund aus dem Resort flüchten. Die Krönung war dann, als wir ins Zimmer zurückkehrten und einen verwirrten Thailänder vor seinem Zimmer antrafen, der mit einem Schuh am Fuss seinen zweiten suchte 😀
Wir spürten beide, dass wir einen Pausentag nötig hatten. Der Zufall wollte, dass eine Tagesdistanz entfernt ein 5-Sterne-Resort direkt am Meer lag. Da wir bald unseren Hochzeitstag feiern werden, entschieden wir uns, diesen dort „vorzufeiern“ und einen Tag Pause einzulegen. Unterwegs dorthin fuhren wir an der engsten Stelle Thailands vorbei: Von der Küste bis zur Grenze zu Myanmar sind es dort nur etwa 13km. Diese Stelle liegt südlich von der Provinzhauptstadt mit dem coolen Namen Prachuap Khiri Khan. Etwas nördlich davon an einem kaum bebauten, fast schon verlassenen Strandabschnitt, checkten wir dann in das „Tolani Resort Kui Buri“ ein. Lustigerweise wusste der Wachmann am Eingang bei unserer Ankunft nicht genau, was er mit uns anfangen sollte. Verschwitze Radfahrer*innen mit Salzkruste auf der Kleidung sind vermutlich nicht das übliche Klientel.
Wir hatten dort eine wunderschöne Villa mit privatem Pool, konnten uns richtig gut erholen und genossen die kurze Auszeit sehr. Da das Resort ganz isoliert lag, gab es nur das sehr teure Hotelrestaurant, wo man sich verpflegen konnte. Wir haben darum unser Mittagessen selbst im Garten auf dem Gaskocher gekocht. Sicher auch eine Premiere dort…
Unser nächstes Ziel war der Nationalpark Khao Sam Roi Yot, welcher nur eine (kurze) Tagesdistanz vom Resort entfernt war. Schon die Anfahrt war sehr schön und gefiel uns sehr. Auch dort blieben wir zwei Nächte, da wir einen Tag den Nationalpark erkunden wollten. Vor allem die berühmte Phraya-Nakhon-Höhle interessierte uns. Wir nahmen uns ein Guesthouse ganz in der Nähe, so dass wir zu Fuss zur Höhle gehen konnten. So gingen wir am nächsten Morgen zum Eingang, bezahlten die 200 Baht pro Person Eintrittsgeld und begaben uns auf den Wanderweg zur Höhle. Es gab auch noch die Möglichkeit, mit einem Boot den ersten Teil zu überspringen, aber wir haben uns das gespart. Die Wanderung bot einen schönen Ausblick über das Meer. Der zweite Teil führte steil den Berg hinauf. Wir hatten Glück, dass die Reisegruppen schon vor uns da waren und uns auf dem Weg zur Höhle entgegen kamen. Wir kamen tropfnass an, aber der harte Aufstieg hat sich gelohnt. Es war wunderschön und wir hatten die Sehenswürdigkeit fast für uns alleine. Für den Rückweg entschieden wir uns aber, 200 Baht in die Bootsfahrt zu investieren 😉
Die nächsten zwei Tage fuhren wir in die Provinz Phetchaburi, welche schon als Teil Zentralthailands gilt. Dabei fuhren wir durch den Touristenort Hua Hin und machten Halt in Cha-Am in einem herzigen Resort mit eigenem Koi-Teich, wo wir wieder viele Hunde abwehren mussten. Wir fuhren dabei weite Strecken auf Fahrradwegen und knackten dabei 2000km „on the road“. Landschaftlich war es sehr schön und die Strassen sehr flach, so dass wir pro Tag weniger als 100 Höhenmeter überwinden mussten. In der Region wird viel Reis angebaut und wir fuhren über schöne Reisfelder. Das Wetter war sehr wechselhaft, zum Glück regnete es häufig erst in der Nacht oder nach unserer Ankunft im Hotel, so dass wir meistens trocken blieben. Unterwegs trafen wir auf einem der Radwege einen Japanischen Radler, der eine Weltumrundung versucht: Wir tauschten Kontakte aus und machten ab, dass wir uns in der Schweiz wiedersehen werden, wenn er es bis dort schafft.
Drei Kilometer vor der Stadt Phetchaburi hatte Vivi am Vorderrad einen Platten. Wir konnten den Reifen aber nochmals aufpumpen und unser Guesthouse erreichen, ohne dass er Luft verlor… Doch kein Loch? Als wir nach dem Duschen raus kamen – Vivi wollte sich eine Massage gönnen- war der Reifen wieder platt, also doch ein Loch. Während sich Vivi ordentlich durchkneten liess, flickte ich das mikroskopische Loch im Schlauch, welches nur im Wasserbad zu finden war. Die Ursache konnte ich nicht ermitteln, aber dieses Mal hatte wohl tatsächlich etwas den Reifen durchstochen. Ich gab den selbstklebenden Flicken nochmals eine Chance…
Die nächste Tagestour war insofern besonders, weil wir an diesem Tag nach knapp zwei Monaten die malaiische Halbinsel verliessen. Dazu liessen wir auch noch das Meer mit seiner frischen Brise hinter uns. Bei bestem Wetter radelten wir – nach einem sehr guten Frühstück im Guesthouse – los in Richtung Samut Songkhram. Dabei fuhren wir an interessanter Landschaft vorbei, unter anderem an Salzgärten und vielen Reisfeldern. Ausserdem sahen wir einige sehr schöne Tempel, die zum Anhalten verlockten. Von Samut Songkhram aus radelten wir ostwärts weiter und fuhren in Richtung Samut Sakhon, einem „Vorort“ von Bangkok. Unterwegs dorthin fanden wir viele überschwemmte Dörfer vor, und teilweise war auch die Strasse so fest überflutet, dass sogar Fische in den Pfützen schwammen. Kurz vor Samut Sakhon checkten wir in ein Motel ein, welches lustige Themenzimmer wie „Wild West“ oder „Santa Claus“ hatte. Wir befanden uns nun in der Metropolregion Bangkok und merkten, dass dort der Verkehr stark zunahm und die Strassen ein paar Spuren mehr hatten als gewohnt. Dies war auch der Grund, warum wir nicht nach Bangkok fahren, und die Stadt umfahren wollten.
Trotzdem näherten wir uns der Stadt mehr, als ursprünglich geplant, denn wir wollten eine Kollegin von Vivi aus Taiwan treffen, die in der Region wohnt. Wir einigten uns auf den Park Phutthamonthon. Also radelten wir von Samut Sakhon aus in die Nähe des Parks. Es war die bisher hässlichste Tour auf grossen, lauten und stickigen Strassen. Zum Glück war sie mit 45km relativ kurz und wir checkten am frühen Nachmittag in unser kleines Appartement ein: Wir mussten spontan umdisponieren, nachdem uns unsere ursprüngliche (und viel günstigere) Unterkunft mitgeteilt hatte, dass sie trotz unserer Reservation voll sei und uns nicht beherbergen könne. Das Appartement war aber sehr, sehr nett!
Der Kollegin von Vivi hatten wir ausserdem in Auftrag gegeben, für uns im Decathlon in Bangkok neue Schläuche zu besorgen. Die Grösse für unser Fahrrad ist hier in Thailand wohl selten, auf jeden Fall haben sie wir in mehreren Geschäften nicht gefunden. So haben wir an diesem Stopp unseren Vorrat wieder aufgestockt. Übrigens: Die nicht passenden Schläuche schleppen wir seit über 2000km mit uns rum und wir wissen nicht genau, was damit anzufangen. Wir hofften immer, dass wir per Zufall jemanden treffen würden, der die Schläuche brauchen könnte…
Nun waren es noch zwei Tagestouren bis nach Ayutthaya und wir brachen spät auf, denn das Bett war eines der bequemsten bisher. Wir folgten wieder den Kanälen bzw. den überschwemmten Gebieten und hatten später den Nervenkitzel, mit dem Fahrrad über ein riesiges Autobahnkreuz zu fahren. Wir waren froh, als wir den Highway wieder verlassen, und auf ruhige Nebenstrassen ausweichen konnten. Wir logierten an diesem Abend in Bang Sai in einem sehr herzigen und ruhigen Guesthouse mit tollem Ausblick über die Reisfelder (siehe Bild am Ende des Beitrags).
Am letzten Tag auf dieser Etappe waren weniger als 30km geplant. Es wurden jedoch mehr, da wir nach etwa 2km Fahrt merkten, dass wir vergessen hatten, für das Nachtessen zu bezahlen. Also kehrten wir nochmals um, um die Rechnung zu begleichen: Ehrensache! Danach war es eine kurze, aber heisse Fahrt, zuerst an einem idyllischen Fluss entlang, danach auf der Schnellstrasse – unterbrochen von einer kleinen Panne, Bremsenproblem – bis Ayutthaya. Bei der Einfahrt in die Stadt sahen wir leider viele Elefanten, die von Touristen geritten werden und angekettet in der Hitze rumstehen müssen. Ein sehr trauriger und beschämender Anblick!
In Ayutthaya rasten wir nun ein paar Tage und bereiten uns auf die letzte Etappe in Thailand bis an die Laotische Grenze vor.
Übrigens: Zum Zeitpunkt dieses Beitrags hält der selbstklebende Flicken an Vivis Vorderrad, welcher in Phetchaburi montiert wurde, immer noch 🙂

Super was Ihr unterwegs alles schöne erlebt. Mit grossem Interessen lesen wir den ausführlichen Reisebericht. Vielen Dank , liebe Grüsse aus der Schweiz Hans und Vreni
Liebes Vreni, Lieber Hans
Viele Grüsse zurück in die Schweiz!
Damian & Vivi
Die Reise berichte sind so gut geschrieben Mann hat das Gefühl mit zu Reisen und die Fotos unterstreichen es noch Meer.
Vielen Dank für das Kompliment 🙂
Hallo, ich verfolge eure tolle Reise auch schon seit einiger Zeit, mir wäre sie allerdings viel zu anstrengend 😉. Liebe Grüße aus Laos
Hallo Peter
Vielen Dank für deinen Kommentar. Laos ist das nächste Land auf unserer Reise und die Berge dort werden hoffentlich nicht zu anstrengend für uns 😉
Lieber Gruss aus dem Isan
Damian & Wei-Chi