Von der Westküste an die Ostküste

Da wir in Malaysia lieber die Ostküste hochfahren wollten, mussten wir von Pontian an der Westküste die malaiische Halbinsel Richtung Osten durchqueren. Eine abwechslungsreiche und heisse Etappe!

Rengit – Kuantan | 9.9.24 – 17.9.24  | 355,20 km | 1050 hm

Als erstes Etappenziel hatten wir uns Kluang gesetzt. Es stand noch eine lange Tagesfahrt von unserem Guesthouse in der Nähe von Rengit an. Sie führte uns grösstenteils über riesige Plantagen mit wenig Infrastruktur. Deshalb wurden aus den ursprünglich geplanten 50km fast 60km, denn wir mussten Umwege fahren, um Wasser zu finden. Wie bisher war es sehr heiss und Vivi hatte immer noch mit Jetlag zu kämpfen. So war es eine harte Tour für sie. Dass wir am Strassenrand eine ausgewachsene Königskobra sahen, half nicht, Vivi für diesen Tag zu motivieren. Auf der ganzen Tour sahen wir noch einige kleine Schlangen auf und neben der Strasse. Leider wurden auch viele davon überfahren. Mit der Zeit wurden wir echt paranoid: Aus der Ferne sieht jeder Stock und jedes Stück Gummi aus wie eine Schlange. Meistens waren es aber keine… Meistens! Falls es aber welche waren, waren sie entweder ganz schnell weg, oder sie waren so nahe, dass ich mich nicht getraut habe, für ein Foto anzuhalten. Die ganzen Strapazen dieses Tages bewegten uns dazu, eine zusätzliche Nacht in Kluang zu buchen, dass wir einen Tag entspannen konnten.

In Kluang angekommen, nahm uns ein Rotarier-Freund von Chor Tek namens Alfred in Empfang. Wir sollten am nächsten Abend seiner Rotary-Gruppe einen kleinen Vortrag halten und unser Projekt vorstellen. Das machten wir natürlich gerne. Im Gegenzug wurden wir überall eingeladen und durch die Stadt geführt. Spannend war auch zu erfahren, welche Projekte Rotary unterstützt hat. Die Rotarier erzählen natürlich sehr gerne davon. Was wir zum Beispiel nicht wussten: Rotary war massgeblich am Kampf gegen Kinderlähmung beteiligt. Coole Sache!
Am Abend, als wir unseren kleinen Vortrag in einem Restaurant hielten (wir zeigten einfach ein paar Bilder und Karten auf unserem Laptop), wurde der Nachbarstisch auf uns aufmerksam. Wo es denn als nächstes hingehe?! „Nach Kahang“, antworteten wir. Dies sei der Heimatort von einem dieser Herren, sehr berühmt sei er dort. So kam es, dass wir für den nächsten Abend in Kahang bereits eine Einladung zum Essen hatten.

Die nächste Etappe nach Kahang und führte hauptsächlich durch Plantagen. Wir kamen früh an und suchten uns ein Restaurant fürs Mittagessen aus. Gerade als wir gehen wollten, kam der Besitzer rein und wollte wissen, woher wir kommen. Er war so fasziniert von unserer Geschichte, dass wir zu Waffeln und Bubble-Tea eingeladen wurden. Danach checkten wir in unser Zimmer ein. Nagelneu und bereits mit der Klimaanlage heruntergekühlt. Perfekt! Leider bemerkte ich dort, dass ich mir meine Glatze durch die Löcher des Helms verbrannt hatte. Deshalb musste ich von nun an ein Stoff-Taschentuch über meinen Kopf legen, um meinen Kopf von der Sonne zu schützen. Sieht doof aus, aber es ist die kühlste Variante…
Am Abend kam dann das Essen mit der lokalen Prominenz. Neben mir sass ein ehemaliger Minister Malaysias. Ein spannender und lustiger Abend. Wir mussten schauen, dass wir früh ins Bett konnten, denn wir brauchen jeden Tag mindestens acht Stunden Schlaf, um am nächsten Tag fit zu sein.

Am nächsten Tag machten wir uns auf Richtung Mersing. Die Route führte durch den Dschungel, jedoch dieses Mal auf einer richtigen Strasse. Wir wurden im Voraus informiert, dass es manchmal Elefanten auf der Strasse habe, aber meistens nur in der Nacht. Auch Tiger gäbe es im Dschungel, aber keine Sorge, nicht auf der Strasse. Wir fuhren also durch den Dschungel und hörten allerlei Tiere im Gebüsch: Es waren aber unseres Wissens Affen, die von Baum zu Baum kletterten. Hofften wir zumindest. Die Strecke führte auf und ab, somit war es eine der anstrengendsten bisher, aber auch eine der schönsten.

Nachmittags kamen wir in der Hafenstadt Mersing an und hatten somit erfolgreich die malaiische Halbinsel durchquert. Auch hier erwartete uns schon ein Rotarier-Kollege von Alfred. Er zeigte uns die Stadt bei Nacht und lud uns zum Essen ein.

Von nun an ging die Route der Küste entlang in Richtung Norden. Die nächste Tagestour führte uns nach Endau und war eine der schönsten bisher. Die Strasse hatte kaum Verkehr und die Szenerie war sehr abwechslungsreich. Das Frühstück in Mersing wurde von unserem fremden Tischnachbar bezahlt. Sehr nett. Jedoch plagten mich ein paar Stunden später Bauchkrämpfe, es war wohl verdorbener Reis… Trotzdem kamen wir früh in Endau an, gerade nach dem Mittagessen. Wir nutzen den freien Nachmittag, uns zu erholen. Leider schlug am Abend Montezumas Rache, die sich ein paar Stunden vorher schon durch die Krämpfe angekündigt hatte, voll zu.

Am nächsten Tag stand die bisher grösste Tour mit über 70 Kilometern an. Am Abend wollten wir das erste Mal im Zelt am Strand schlafen, da alle Unterkünfte wegen eines Feiertags ausgebucht waren. Mit der Überquerung des Endau-Flusses verliessen wir zudem den Bundesstaat Johor und waren nun im Sultanat Pahang. Leider fühlte ich mich gar nicht gut und mein Magen grummelte vor sich hin. So entschieden wir nach etwa 28km, dass wir eine Nacht in Kuala Rompin bleiben. Nach kurzer Suche fanden wir ein Hotel und checkten kurz nach dem Mittag ein. Sicher eine gute Entscheidung – Im Zelt und ohne Toilette wäre das eine sehr unangenehme Nacht geworden…

Am nächsten Morgen nahmen wir den Rest der Tour bis nach Nenasi in Angriff. Ich fühlte mich etwas besser und wir schafften es ohne Zwischenfälle bis in das verschlafene Fischerdorf. Das grösste Ereignis war, als es plötzlich zu regnen begann. Wir radelten weiter, da es nicht gewitterte und fanden später in einem super Restaurant Unterschlupf. Dort assen wir Roti Canai und beobachteten die herzigen Kätzchen. Nach dem Mittagessen hörte es vorerst auch wieder auf zu regnen. In Nenasi checkten wir in ein Guesthouse bei einer netten alten Dame ein und betraten zum ersten Mal einen schönen Strand. Leider begann es kurz nach unser Ankunft zu regnen… Am Abend kochten wir auf der Terrasse des Guesthouses Fusilli mit Tomatensauce: Ein Versuch, meinem Magen etwas Bekanntes zuzuführen. So bekam auch unsere Küche ihren ersten Einsatz.

Da es am Vortag geregnet hatte, wollten wir früh aufstehen, um den Sonnenaufgang anschauen zu gehen. Es war sehr schön und wir waren ganz alleine.

Nachher legten wir uns nochmals hin: Im Nachhinein betrachtet ein Fehler: Wir hätten die frühe Tagwache nutzen sollen, um vor der Hitze nach Pekan zu radeln. Es wurde nämlich wieder sehr heiss und wir arbeiteten uns mühsam entlang der stark befahrenen Hauptstrasse. Auf Google Maps bekam ich zudem eine Warnung, dass auf unserer Route ein Waldbrand wüten soll. Das Feuer haben wir zwar nicht gesehen, jedoch atmeten wir den Rauch ein, was nicht gerade zu sportlichen Höchstleistungen beflügelte. Wir waren froh, als wir diese Passage hinter uns hatten und wieder frischere Luft atmen konnten. Heiss war es aber immer noch. Highlight war natürlich, dass ich es bis nach Pekan schaffte, ohne mir in die Hosen zu machen, denn mein Darm war immer noch in übler Verfassung…

Pekan war ein seltsamer Ort: Es ist der Sitz des Sultans, jedoch fühlte es sich eher an wie ein kleines Dorf. Zumindest dort, wo wir übernachteten: Auf der Karte sah es aus, als ob es Downtown läge, in Wirklichkeit war es aber eher Dschungel-Feeling. Zugegeben: Nach unserer Ankunft haben wir das Guesthouse auch nicht mehr verlassen und bestellten Mittag- und Abendessen mit einer App direkt ins Zimmer. Wir waren sehr müde und ich war immer noch damit beschäftigt, meinen Verdauungstrakt wieder in Form zu bringen.

Am nächsten Morgen beluden wir unsere Fahrräder und nahmen nochmals eine Tour von ca. 50km in Angriff, um nach Kuantan zu pedalieren. Endlich fühlte sich mein Magen wieder einigermassen normal an. Unterwegs sahen wir nochmals schöne Strände und die schönsten Moscheen bisher.
Kuantan ist Hauptstadt von Pahang und auch die grösste Stadt an der Ostküste. Hier schreiben wir diesen Blogbeitrag und gönnen uns einen Pausentag: Die letzten sieben Tage sind wir ohne Pause jeden Tag geradelt. Nicht schlecht, ohne vorheriges Training, finden wir 🙂

10 Gedanken zu „Von der Westküste an die Ostküste“

    1. Alles in Ordnung, für den Moment 😉 Wir essen halt das Essen von den Strassenküchen, da gibt es halt ein gewisses Risiko, dass man mal was erwischt. Meistens ist es aber okay, denn die Menschen hier essen es ja auch!

      Lieber Gruss, D&V

  1. Oje du arme, unterwägs mit em Velo bsunders schlimm we dr Mage – Darm chrank isch😨
    Gueti Besserig☘️✊
    So guet, immer so tolli Lüüt lehre z kenne!
    Coole, so viu iglade z wärde!
    Wieder schpannend zum Läse u d Fötelis gä eim ä Idruck vor abwächligs riche Landschaft👌
    Wyterhin guet Radel u erläbnissrichi Abentüür.
    Tschüüss zäme
    🙋Susle😘

  2. Hallo Zäme, mit viel Freude und Intresse lesen wir von Eure super Reise, mit dem Velo erlebt und sieht man einiges mehr , als im Flugzeug. Weiter viel Spass und Unfallfreie Fahrt.

  3. Hallo zusammen, ich freue mich für euch das ihr in so kurzer zeit so viel erlebt habt es ist spanend
    mit zu reisen wünsche weiter unfallfreie fahrt.

    Grüsse aus dem Regen
    Beatrice

    1. Hallo Beatrice.

      Vielen Dank für deine Nachricht. Es ist sehr spannend für uns und wir freuen uns, die weiteren Eindrücke im Blog zu teilen.

      Liebe Grüsse, Damian & Wei-Chi

  4. Gerade gefunden und gleich abonniert! Toll, was ihr da vorhabt! Ich werde dabei bleiben!!!!

    Zu deinen Darm-Problemen ein Tipp – du hast (wie du ja auch richtig vermutet hast) wahrscheinlich falsch aufbewahrten Reis gegessen. Wenn gekochter Reis nicht schnell gekühlt aufbewahrt wird oder wenn er später (z.B. als „fried rice“) nicht wieder richtig hoch erhitzt wird, bildet sich Bacillus cereus . Und das führt zu Durchfällen und/oder zu Erbrechen.
    Also künftig lieber genau hinschauen, wie der Reis vorrätig gehalten wird (in Garküchen steht er oft stundenlang bei warmen Temperaturen rum) und ggf. bitten, ihn nochmal richtig durchzubraten. Denn was die Einheimischen von Geburt an gewöhnt sind und tolerieren, kann dem „Farang“ heftige Probleme bereiten.
    Nach inzwischen fast 30 Jahren SOA Erfahrung kann ich ein Lied davon singen …
    Euch weiter eine gute Zeit und gute Fahrt (und immer Luft im Reifen!!!!)

    1. Lesson learned, auch wenn wir eigentlich sehr vorsichtig sind… Aber ich denke, einmal trifft’s jeden, der eine gewisse Zeit in SOA unterwegs ist 😀

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