Bis an die Thailändische Grenze

Langsam gewöhnten sich unsere Körper an das Fahrradfahren und das Klima, so dass wir uns immer mehr auf die Umgebung konzentrieren konnten. In den Bundesstaaten Terengganu und Kelantan wurden wir mit netten Begegnungen, schönen Landschaften und traumhaften Stränden verwöhnt!

Kuantan – Kota Bharu | 18.9.24 – 25.9.24  | 381,20 km | 565 hm

Unsere Reise hat sich offenbar in ganz Malaysia herum gesprochen und überall gab es Leute, die uns kennenlernen wollten. In Kuantan trafen wir so Kollegen von unserem Kontakt in Mersing. Madisonz und Yoyo hiessen sie, und auch von ihnen wurden wir verwöhnt. Schon am ersten Abend wurden wir zum Essen eingeladen und danach an den berühmten Strand Teluk Cempedak gebracht. An diesem Tag war das chinesische Mondfest und die chinesische Community versammelte sich am Strand, um Laternen aufsteigen zu lassen, Lichter im Sand anzuzünden und gemeinsam zu feiern. Es war eine sehr schöne Stimmung und wir fanden es auch sehr schön, viele Malaien dort zu sehen. Für Vivi war es zudem cool, bei diesem Fest aus ihrer Kultur unter Menschen zu sein, für die es auch etwas bedeutete. Am nächsten Tag wurden wir durch die Stadt geführt, auf den Kuantan 188-Turm eingeladen und mit Köstlichkeiten verwöhnt. Yoyo ist begeisterter Radfahrer und für ihn war es sicher ein Highlight, unsere Fahrräder zu begutachten.

Nachdem wir uns von unseren Freunden in Kuantan verabschiedet hatten, fuhren wir weiter entlang der Ostküste. Unser nächstes Ziel war die Stadt Chukai. Es war unfassbar heiss – das Thermometer des Radcomputers mass 50 Grad – und die Strasse war, zumindest im zweiten Teil des Tages, sehr laut und stark befahren. Unsere Ohren taten richtig weh und wir waren froh, als wir endlich auf eine Nebenstrasse ausweichen konnten. Das machte unsere bisher längste Tour von knapp 60km recht anstrengend. Zum Glück hatten wir an diesem Abend ein schönes und sauberes Guesthouse, welches zufälligerweise gerade neben der Sandwichkette Subway lag. Wir konnten nicht widerstehen.

Für die nächste Tagestour hatten wir kein konkretes Ziel. Langsam waren wir an das Radfahren gewöhnt und nahmen uns ab jetzt die Freiheit, die Tage etwas offener zu planen. Die Richtung war klar: Nordwärts. Es gibt an der Ostküste Malaysias eigentlich nur eine Strasse, die den Süden mit den Norden verbindet und der Küste folgt. Das machte die Routenplanung recht einfach. Leider bedeutete das aber auch, dass wir die Strasse mit vielen anderen Fahrzeugen teilen mussten. Nicht, dass wir wie Grosseltern tönen wollen, aber: Die Jugendlichen hier motzen ihre Roller auf, so dass sie mit ohrenbetäubenden Krach über die Strassen rasen können. Je lauter, desto besser, so schien es. Wir fanden das nicht so cool, denn mit der Zeit hatten wir das Gefühl, dass unsere Ohren kaputt gehen. Wenn sie dann später ein Auto kaufen, wird wohl als erstes der Auspuff ersetzt, denn auch viele Autos sind auf Malaysias Strassen unnötig laut. Dafür muss man sagen, dass die Fahrer*innen ausgesprochen geduldig waren und gut Rücksicht auf uns nahmen. Oftmals waren wir im Weg und auf schmalen Strassenabschnitten – wie zum Beispiel Brücken – gab es oft eine Kolonne hinter uns. Jedoch wurden wir nicht angehupt und die Leute in den Autos warteten ab, bis sie uns sicher überholen konnten. Merci!
Leider war die Küstenstrasse auf diesem Abschnitt oft gar nicht an der Küste, so dass das Meer häufig hinter einem dichten Wald oder hinter Gebäuden versteckt war. Das machte die Route mit der Zeit etwas eintönig. Wir genossen dafür das Essen und die netten Menschen und liessen uns die Laune nicht verderben. Zwischendurch gab es natürlich trotzdem tolle Ausblicke auf das Meer, oder andere interessante Dinge zu beobachten.
Wir machten in Paka, einer kleinen Stadt am Meer halt und suchten uns dort ein Guesthouse. Vor der Stadt befand sich eine riesige Gasverarbeitungsanlage der Firma Petronas. Leider durfte man keine Fotos machen, aber wir fuhren sicher 6km entlang dieser Raffinerie. Auf Google Maps kann man es auf dem Satellitenbild sehen. Einige Hochfackeln haben gebrannt und es war sehr interessant, das Ausmass der Produktion von fossilen Rohstoffen mal so nah zu sehen. Was da für Maschinerie im Einsatz ist…Wahnsinn!


In Paka angekommen verdarb uns das Rudel Strassenhunde am Strand die Lust, dort zu zelten. Am Strand trafen wir aber auf ein frisch vermähltes Hochzeitspaar, welches gerade am Fotos schiessen war. Selbstverständlich durfte ein Foto mit uns nicht fehlen 😉 Wir versuchten, ihnen in ihren schönen Kleidern nicht zu nahe zu kommen, wir sahen recht übel aus nach fast 60km…


Nach dem Fotoshooting und einigen Zimmern, die entweder zu teuer, ausgebucht oder zu dreckig waren, fanden wir ein Guesthouse, wo wir für 50 Ringgit übernachten konnten. Ein super Preis für ein grosses Zimmer.

Der nächste Tag hatte recht wenige Attraktionen zu bieten, nur zwischendurch ein Blick auf das Meer. Ansonsten folgten wir grösstenteils der Hauptstrasse. Am Abend wollten wir das erste Mal zelten, da es auf diesem Streckenabschnitt nur wenige Unterkünfte gab. Wir fanden aber auf der Karte einen Campingplatz mit Blick auf einen schönen Strand: Für das erste Mal im Zelt sicher eine gute Idee. Blöd nur, dass die Strasse richtungsgetrennt war und wir noch ein paar Zusatzkilometer machen mussten, um auf die andere Seite zu gelangen. Ausserdem hatten wir Schwierigkeiten, einen Laden zu finden, um Essen zu kaufen. Wir kochten schlussendlich Instant-Nudeln und legten uns ins Zelt, als es dunkel wurde. Was wir unterschätzt hatten, war die Nähe des Campingplatzes zur Strasse: Es war sehr laut und nach einiger Zeit mussten wir unsere Ohrstöpsel aus dem Gepäck kramen. Ausserdem war es immer noch sehr heiss und innert kürzester Zeit war unser Mätteli und das Kopfkissen durchgeschwitzt. Gegen die Hitze liess sich nicht viel machen. Immerhin hatte uns die Besitzerin des Campingplatzes einen kleinen USB-Ventilator gegeben, welchen wir mit der Powerbank betreiben konnten. Es half ein Bisschen. Wir entschieden in diesem Moment, dass das Zelt in Zukunft nur im Notfall zum Einsatz kommen wird, solange wir nicht in kühleren Regionen unterwegs sind.

Eher mässig erholt machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Kuala Terengganu, die Hauptstadt des Bundesstaates. Dort hatten wir ein Hotel gebucht und wir freuten uns auf die Klimaanlage. Ausserdem hatten unsere Kleider dringend eine Wäsche nötig. Es wurde, wie fast jeden Tag, wieder sehr heiss und kurz vor dem Mittagessen hatte ich plötzlich einen Platten am Hinterrad. In der Mittagshitze baute ich somit das erste Mal überhaupt das Hinterrad aus. Es war zum Glück einfacher als gedacht, ich hatte mir dies mit der Rohloff-Nabe und dem Riemen schwieriger vorgestellt. Das Loch war im Wasserbad schnell gefunden und ich konnte es flicken. Kurz darauf erreichten wir die Stadt Marang und wir entschieden uns dort für einen Stop bei McDonald’s. Dort interessierte uns vor allem die Klimaanlage. Mit Blick auf eine schöne Moschee verspeisten wir ein paar Burger uns kühlten uns ab.


In Kuala Terengganu machten wir uns nach der Dusche auf die Suche nach einer Wäscherei. Wir wurden rasch fündig und für knapp einen Franken konnten wir dort unsere stinkende und durchgeschwitzte Wäsche waschen. Nach einem Besuch in einer Drogerie für ein paar Einkäufe wie Wattestäbchen, Nastücher und Ähnliches assen wir ein paar Roti Canai, unser Lieblingsessen hier in Malaysia, und genossen danach eine erholsame Nacht im schön klimatisierten Zimmer.

Wir blieben am nächsten Morgen wieder mal zu lange liegen (ein Nachteil von diesen bequemen Betten mit Klimaanlage 😉 ) und waren nach dem Besuch im gleichen Roti Canai Restaurant erst etwa um 10:30 unterwegs. Auf dieser Tour wurden wir nochmals verwöhnt mit tollem Ausblick auf das Meer. Wir wollten an diesem Tag knapp 60km fahren und wir bemerkten, dass unsere Körper langsam an das Radfahren gewöhnt waren und es uns immer leichter fiel. Vor Penarik, einem kleinen Dorf, fuhren wir etliche Kilometer entlang eines Strandes. Wunderschön! Am Abend checkten wir in ein Guesthouse ein. Der nette Besitzer fuhr mich noch schnell mit dem Auto zu einem 7-Eleven, wo ich Wasser und Nudelsuppen einkaufen konnte.

Am nächsten Tag ging es nach Kuala Besut. Dieser Ort ist vor allem bekannt für die Fährverbindung auf die Perhentian-Inseln. Für uns sollte es nur ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Kota Bharu sein. Auf dem Weg hatten wir die erste etwas unheimliche Begegnung: Ein Mann verfolgte uns kilometerweit mit seinem Roller und redete auf uns ein. Plötzlich verschwand er, um nur ein paar hundert Meter weiter wieder aufzutauchen, dieses Mal aus irgend einem Grund ohne Shirt… Er sprach auf Bahasa mit uns, also wussten wir nicht, was er von uns wollte. Auf jeden Fall war es etwas unangenehm und wir waren froh, als er endlich aufgab und verschwand. Kurze Zeit später machten wir eine Trinkpause und als wir losfahren wollten, bemerkte ich, dass ich bei meinem Hinterrad Luft verlor. Natürlich wieder in der Mittagshitze… Etwa 50 Meter von uns entfernt sahen wir einen Autowaschservice. Ich schob mein Fahrrad dort hin und fragte die zwei anwesenden Männer, ob ich bei ihnen im Schatten mein Fahrrad flicken dürfe. Sie bejahten, und einer der Männer schwang sich sofort auf seinen Roller und düste davon. Während ich das Hinterrad ausbaute, kam er plötzlich mit zwei eisgekühlten Getränken (100 Plus, ein isotonisches Sportgetränk) zurück. Was für eine Legende! Ich entschied, den schon einmal geflickten Schlauch durch einen neuen auszutauschen. Es war trotz Schatten schweisstreibend und ich war froh, konnten wir nach vollbrachter Arbeit noch ein wenig neben dem Ventilator sitzen bleiben. Einer der Männer konnte ein wenig Englisch und wir unterhielten uns noch ein bisschen mit ihm, assen frischen Honig und super saure Früchte, bevor wir davon fuhren und ein paar Stunden später ohne weitere Zwischenfälle Kuala Besut erreichten.

Der nette Fremde, bei welchem wir unseren kaputten Schlauch ersetzen konnten!

Von Kuala Besut aus war es noch eine Tagestour bis nach Kota Bharu, die Hauptstadt des Bundesstaates Kelantan. Die Stadt ist ausserdem nur etwa 20km von der Thailändischen Grenze entfernt. Interessant war, wie sich die Umgebung plötzlich stark veränderte. Während wir im Süden viele Stunden durch Palmplantagen geradelt sind, sahen wir hier Reisfelder, andere Pflanzen und erstaunlich viele Kühe. Der Nordosten Malaysias gilt als die konservativste Region auf der Halbinsel: Vielerorts sahen wir die Flagge der PAS. Die PAS ist die islamistische Partei Malaysias und ist hier sehr beliebt. Wie in ganz Malaysia weht hier fast überall zudem die Palästinenser-Flagge neben der Staats- und Bundesstaatsflagge.
Für uns war die Region sehr spannend und die sich wandelnde Landschaft war eine willkommene Abwechslung. Auch hier waren die Leute sehr freundlich und aufgeschlossen, und wir fühlten uns auch in dieser als konservativ geltenden Region sehr willkommen und sicher!

In Kota Bharu erholen wir uns nun für ein paar Tage, bevor wir die Grenze nach Thailand passieren. Wir sind sehr gespannt und freuen uns auf die nächste Etappe!

11 Gedanken zu „Bis an die Thailändische Grenze“

  1. Liebe Vivi und Damian
    Interessanter Bericht! Das Essen in Malaysia ist definitiv ein Highlight!😀
    Aber leider werden die Autos und Motorräder „enet der Grenze“ nicht leiser werden 😉
    Geniesst die Fahrt!
    Liebe Grüsse, David & Regula

    1. Hallo zusammen

      Ja, das Essen hier ist so gut und es ist jeden Tag eine Freude, mit dem Radler-Hunger zuzuschlagen 🙂

      Diese Befürchtung haben wir auch – Wir haben immerhin die Hoffnung, ein paar weniger befahrene Nebenstrassen zu finden. Hier an der Ostküste hatten wir oft nur die Hauptstrasse zur Verfügung… Sobald wir diese für ein Stück verlassen konnten, waren die Motorräder zwar immer noch laut, aber viel weniger häufig. Wir werden sehen 🙂 Wir freuen uns trotzdem sehr auf Thailand – Ich habe es von meiner letzten SOA-Reise noch in bester Erinnerung!

      Gute Fahrt zurück!
      Lieber Gruss, Damian und Vivi

  2. Lieber Damian, liebe Vivi
    Herzlichen Dank, dass ich durch eure spannenden und schönen Berichte „mitreisen“ darf. Ihr hab ja mittlerweile in Malaysia Promistatus! Wann kommt der erste Fernseh-Report?
    Liebe Grüsse aus dem verregneten Biel und bleibt gesund 🙂
    Daniela

    1. Hallo Daniela

      Danke für’s Mitlesen 🙂 Der erhoffte TV-Durchbruch in Malaysia blieb aus…

      Lieber Gruss aus dem sehr sonnigen Thailand,
      Damian & Vivi

  3. Hey ihr zwei, was für eine großartige Tour! Die Bilder und Geschichten machen echt Spaß. 🙂 Respekt, wie ihr die Herausforderungen meistert – vor allem mit der Hitze und den ganzen neuen Eindrücken. Bin gespannt, wo es für euch als Nächstes hingeht. Fahrt schön weiter und genießt jede Minute! 🚴‍♂️🚴‍♀️🌏

  4. Hallo ihr zwei,
    wieder einmal ein toller Bericht eurer Reise. Wir sind mit großem Interesse dabei und wünschen euch weiterhin alles Gute. Passt gut auf euch auf.
    LG Susanne und Erich

      1. Wir sind in Gedanken bei euch und wünschen euch nur das allerbeste für euer Abenteuer.
        Freuen uns, dass wir euch begleiten dürfen. LG von uns

  5. Hallo Zäme
    Wuau, so schpannendi Erläbnis.
    Du hesch das ganz guet im Griff Damian mit dene viele Herusvorderige wo dr jede Tag uf z Nöiie müesst Meischtere👌
    Extrem wie sech di Landschaft veränderet het!
    So flach u überhoupt gar nüm so tropisch!
    I findes guet, das dr öich entschiede heit nume wes nid anders geit im Zält z übernachte❣️
    50° tropischi Hitz, da chönnt i müme mache!
    Wäri haub Tod 🥵😱
    Huet ab vor dere Leischtig 👍
    Fröie mi scho uf e nächscht Reiseblog!
    Gueti Fahrt, Glück u Gsundheit🌞🍀
    ❤️ Susle 😘 👋

    1. Hallo Susle

      So langsam aber sicher sind unsere Körper an die Temperaturen gewöhnt. Im Moment geniessen wir aber dennoch, dass wir am Abend eine Klimaanlage haben 🙂
      Und ja, es gibt Herausforderungen zu meistern, aber die werden auch immer mit tollen Erlebnissen belohnt!

      Lieber Gruss
      Damian & Vivi

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